Kinderwunsch 2017-05-18T15:12:04+00:00

Ihr Kinderwunsch – Hilfe und Information zu diesem Thema

Viele Paare wünschen sich ein Kind, doch leider bleibt bei einigen dieser Wunsch unerfüllt. Doch warum kommt es bei ca. jedem 7. Paar in Österreich zu dieser belastenden und schwierigen Situation? Die Gründe hierfür sind vielfältig und die Abklärung bei unerfülltem Kinderwunsch ist oftmals sehr langwierig. Prinzipiell können weibliche und männliche Ursachen unterschieden werden, manchmal kommt es aber auch zu einer Kombination.
Doch auch seelische Ursachen dürfen nicht unterschätzt werden. So ist es durchaus möglich, dass sich z.B. starker, lange andauernder Stress auf die Fruchtbarkeit beider Partner auswirken kann. Stress ist prinzipiell ein natürlicher Vorgang des Körpers und der Seele. Nimmt er jedoch überhand, gerät die Hormonbildung außer Kontrolle. Dieses Ungleichgewicht der Hormone wirkt sich auch auf den Eisprung oder das Einnisten der Eizelle in die Gebärmutter bzw. die Reifung der Samenzellen aus.

Im Rahmen eine Erstgespräches versuche ich die möglichen Ursachen der Kinderlosigkeit mit Ihnen zu erarbeiten und gegebenenfalls weitere Untersuchungen zu veranlassen. Dazu zählen zusätzlich zur gynäkologischen Untersuchung die Fertilitätsdiagnostik, die Ultraschalluntersuchung, die Eileiterprüfung und die Hormonbestimmung im Blut.
In meiner Ordination führe ich nur hormonelle Stimulationen zur Eizellreifung durch. Für alle weiteren Methoden der künstlichen Befruchtung überweise ich sie zu zertifizierten IFV-Instituten, mit denen ich eng zusammenarbeite.

Aufgrund der Vielzahl der Fragen, die sich mit diesem Thema ergeben, habe ich im Folgenden versucht die wichtigsten Aspekte zum Thema Kinderwunsch zusammenzufassen:

Weibliche Ursachen für die Kinderlosigkeit?

1. Störungen der Eileiter

Bei ungefähr jeder dritten Frau mit ungewollter Kinderlosigkeit liegt der Grund in einer Undurchlässigkeit der Eileiter bzw. in einer Funktionsstörung der Eileiter.
Hauptsächliche Gründe für einen Verschluss der Eileiter sind:
früher durchgemachte Entzündungen
frühere Eileiterschwangerschaften
frühere Operationen
Endometriose (eine Erkrankung, bei der sich ein der Gebärmutterschleimhaut ähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter findet)
Die Durchgängigkeit der Eileiter kann mittels Kontrastmittelsonographie oder im Rahmen einer Bauchhölenspiegelung (Laparoskopie) überprüft werden.

2. Hormonstörungen

Der weibliche Körper und auch der monatliche Zyklus unterliegen einer komplexen hormonellen Steuerung. Hormonelle Fehlfunktionen können zu unterschiedlichen Störungen führen, die v.a. folgende biologischen Funktionen betreffen:
die Eizellreifung
den Eisprung
die Gelbkörperbildung (der Gelbkörper oder das „corpus luteum“ entsteht nach dem Eisprung und ist v.a. für die erfolgreiche Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutter notwendig)
Häufige Hormonstörungen bzw. Gründe dafür sind:
zu viele männliche Hormone („Androgene“) – oft in Verbindung mit Zysten des Eierstocks: Symptome sind eine gewisse Vermännlichung der Frau mit vermehrtem Haarwuchs am Bauch, ev. auch am Rücken und der Brust, tiefere Stimme, ev. Gesichtsakne, seltenere oder fehlende Monatsblutung.
zu viel Prolaktin: Prolaktin ist ein in der Hirnanhangsdrüse gebildetes Hormon, es ist wichtig für die Milchproduktion in den Brustdrüsen. Erhöhte Prolaktinspiegel kommen krankhafterweise vor und führen dann zu Störungen des Zyklus bis hin zum Ausbleiben des Eisprunges und der Blutung. Symptome sind seltene oder fehlende Monatsblutungen und eventuell das Austreten einer milchartigen Flüssigkeit aus der Brustwarze.

  • Schilddrüsenüber- und -unterfunktion
  • Polyzystisches Ovar – Syndrom („PCO“)
  • Eierstockschwäche
  • extremes Übergewicht
  • extremes Untergewicht
  • große Gewichtsveränderungen in kurzer Zeit
  • Stress
  • Medikamente
  • vorzeitiger Wechsel
  • extreme körperliche Belastungen
  • andere, seltene Ursachen (z.B. Tumore)

3. Endometriose

Bei der „Endometriose“ handelt es sich um das Vorkommen von Gebärmutterschleimhautinseln außerhalb der Gebärmutterhöhle (als „Endometrium“ bezeichnet man die Schleimhaut, die – normalerweise nur – die Gebärmutterhöhle innen auskleidet, und deren oberste Schicht im Zuge der Regelblutung einmal pro Monat abgestoßen wird). Die bevorzugten Lokalisationen solcher Endometrioseinseln sind
die innere Auskleidung der Bauchhöhle im kleinen Becken (peritoneale Endometriose, siehe nebenstzehende Abbildung – die Endometriose ist durch Pfeil markiert),
die Eierstöcke, wo sich typische Zysten ausbilden (Endometriosezysten),
die gewebliche Trennschicht zwischen Scheidenhinterwand und Mastdarm (rectovaginale Endometriose) sowie
die Muskulatur der Gebärmutter selbst (Adenomyosis uteri).

4. Anatomische Fehlbildungen

Das innere weibliche Genitale ist im Aufbau sehr komplex, es kann daher im Rahmen der Entwicklung zu anatomischen Fehlbildungen kommen.
Die häufigste derartige Fehlbildung – in ungefähr der Hälfte aller Fälle von Fehlbildungen – ist ein „Septum uteri“, d.h. eine innen zweigeteilte Gebärmutter. Dieses Septum ist im Gegensatz zur restlichen Gebärmutterhöhle oft nicht in der Lage, den Embryo nach der Einnistung ausreichend zu ernähren, wodurch es oft zum Absterben der Frucht kommt.
Andere anatomische Fehlbildungen sind beispielsweise eine doppelt angelegte Gebärmutter („Uterus duplex“) oder ein Scheidenseptum.
Auch Myome oder Polypen der Gebärmutter können das Einnisten einer bereits befruchteten Eizelle behindern.
Die meisten Fehlbildungen sind normalerweise bei der Ultraschalluntersuchung gut sichtbar und können durch kleine Eingriffe operativ saniert werden.

5. Weitere Ursachen seitens der Frau

Neben den bereits beschriebenen Gründen für Kinderlosigkeit kann es seitens der Frau noch weitere geben:
Antikörper gegen Samenzellen im Gebärmutterhalsschleim (aber auch im Blut der Frau)
in sehr seltenen Fällen genetische Ursachen (Erbkrankheiten)
und vereinzelt andere.

Männliche Ursachen?

Bei ungefähr der Hälfte aller Paare, die unter ungewollter Kinderlosigkeit leiden, besteht beim Mann eine Störung der Fruchtbarkeit („Fertilitätsstörung“). Dabei besteht entweder eine eingeschränkte Fähigkeit der Samenzellen, die Eizelle zu befruchten, oder die Befruchtung ist überhaupt nicht möglich.
Dafür kann es verschiedene Gründe geben, z.B.

  • Medikamente (z.B. Zytostatika)
  • Hodenhochstand
  • genetische Ursachen
  • Krampfadern am Hodensack („Varikozele“)
  • früher durchgemachte Hodeninfektionen (z.B. im Rahmen von Mumps)
  • Hodenverletzungen
  • Hormonstörungen
  • Infektionen
  • Rauchen, Stress, Alkohol, intensive Hitze (z.B. regelmäßige Saunabesuche)

Eine Untersuchung der Samenzellen (das „Spermiogramm“) gibt Aufschluss über die Samenqualität. Dabei wird das Ejakulat im Mikroskop angeschaut und beurteilt.
Dabei werden die Anzahl und Form der Spermien sowie deren Beweglichkeit kontrolliert. Die Spermienqualität unterliegt starken Schwankungen, weswegen bei einem schlechten Ergebnis eine zweite Untersuchung im Abstand von einigen Wochen notwendig ist.


Welche Aussage bzw. Ergebnisse liefert das Spermiogramm?


Normozoospermie: Normaler Befund
Azoospermie: keine Samenzellen
Aspermie: keine Samenflüssigkeit
Oligozoospermie: zu wenige Samenzellen
Asthenozoospermie: zu geringer Anteil beweglicher Samenzellen
Teratozoospermie: zu geringer Anteil unauffällig geformter Samenzellen
Oligoasthenoteratozoospermie („OAT–Syndrom“): Kombination der drei vorgenannten
Kryptozoospermie: sehr wenige, d.h. nur einzelne Samenzellen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert als „normalen Befund“


Volumen des Ejakulats: 2 Milliliter oder mehr
Verflüssigung: innerhalb von 60 Minuten
pH-Wert: 7,2 bis 8,0
Weiße Blutkörperchen („Leukozyten“): weniger als 1 Million pro Milliliter
Konzentration: mindestens 20 Millionen Samenzellen pro Milliliter
Beweglichkeit: mindestens 50% vorwärtsbewegliche Samenzellen oder mindestens 25% rasch vorwärtsbewegliche Samenzellen
Form: mindestens 15% (bzw. 30%, je nach Beurteilungskriterien) unauffällig geformte Samenzellen

Welche Methoden sind in Östereich gesetzlich erlaubt?

Je nachdem, welche Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch gefunden wurde, gibt es verschiedene Methoden um der Enstehung einer Schwangerschaft etwas nachzuhelfen und die Chance auf ein Baby zu steigern. Prinzipiell gibt es in Österreich einen IVF-Fonds der genau regelt, wieviel der Kosten und wie oft übernommen werden bzw. wer überhaupt die Krterien erfüllt (siehe auch IVF-Fonds/Bundesministerium für Gesundheit ).
Die heutige Erfolgsrate bei einem IVF-Versuch liegt pro Zyklus bei ca. 25–30%, abhängig von Alter, Ursache der Kinderlosigkeit, Samenqualität sowie Embryonenqualität. Wie bei jeder anderen Schwangerschaft auch gibt es jedoch leider ein ca. 20%iges Fehlgeburtsrisiko .

hormonelle Stimulation

IUI (intrauterine Insemination): Dabei werden die Spermien aufbereitet und durch einen dünnen Katheter direkt in die Gebärmutter der Frau eingebracht.
Diese Methode ist eine sanfte Unterstützung des natürlichen Vorgangs, und schmerzlos. Angewandt wird sie zumeist in jenen Fällen, bei denen eine mittelgradige Einschränkung der Spermienqualität des Mannes besteht sowie bei Antikörpern der Frau im Zervikalschleim gegen die Spermien.

IVF (in vitro Fertilisation): Hierei werden zuerst die Eierstöcke hormonell stimuliert und so viele Eibläschen wie möglich zur Reifung gebracht. Anschließend werden die Eizellen mittels einer Punktion – zumeist über die Scheide – gewonnen und abgesaugt. Dannach werden sie im Labor mit Samenzellen zusammengebracht. Wenn die Befruchtung stattgefunden hat, werden in den meisten Fällen zwei Tage nach der Punktion ein oder maximal zwei Embryos in die Gebärmutter transferiert. Nach zwei Wochen wissen Sie (durch einen einfachen Schwangerschaftstest), ob die bisher durchgeführte Behandlung erfolgreich war.

ICSI (intrazytoplasmatische Spermieninjektion): Bei dieser Methode werden die Eizellen wie bei der IVF nach einer hormonellen Stimulation mittels Punktion gewonnen. Dannach allerdings wird eine einzelne Samenzelle unter einem Spezial-Mikroskop mittels mikrochirurgischer Geräte in eine Eizelle injiziert. Der weitere Ablauf ist wieder gleich, nach ca. 2 Tagen wird der Embryo in die Gebärmutter eingebracht und nach ca. 2 Wochen kann ein Schwangerschftstest durchgeführt werden und den Erfolg dokumentieren.

Methoden zur Spermiengewinnung

Wenn im Hoden des Mannes Samenzellen gebildet werden, das Sperma jedoch nicht auf natürlichem Wege nach außen gelangen kann, wie z.B. aufgrund eines Verschlusses oder einer angeborenen Fehlbildung, können die Samenzellen durch einen operativen Eingriff gewonnen werden.
Wenn die Samenzellen aus dem Nebenhoden gewonnen werden, dann wird dieser Eingriff als „mikrochirurgische epididymale Spermienaspiration“ (MESA) bezeichnet.
Wenn die Samenzellen mithilfe eines operativen Eingriffs aus dem Hoden selbst gewonnen werden, dann spricht man von „testikulärer Spermienextraktion“ (TESE).
Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, mithilfe einer Punktion Samenzellen aus dem Nebenhoden zu gewinnen.
Diese Samenzellen können in einer anschließenden ICSI verwendet werden, um eine Befruchtung der Eizellen herbeizuführen.

Für detaillierte Informationen zum Thema IVF , IVF-Fonds und der neuen Novelle 2015 des Fortpflanzungsmedizingesetzes verweise ich auf folgende LINKS

http://www.ivf-gesellschaft.at/fileadmin/redaktion/files/Downloads/FMedG.pdf

http://www.ivf-gesellschaft.at/fileadmin/redaktion/files/Downloads/IVF-Fonds_Gesetz.pdf